Wie kann man denn eigentlich differenzieren, ob das, was ich im Gesicht meiner Katze zu lesen glaube, wirklich ihrer Gefühlswelt in diesem Moment entspricht oder ob es nicht doch meine eigene Gefühlswelt ist, die ich da zu sehen bekomme?
Unsere innere Landkarte
Wenn wir uns mit unseren Tieren beschäftigen und bewusst mit ihnen gemeinsame Zeit verbringen und genießen, lernen wir unsere Tiere kennen. Wir kennen ihr "Normalverhalten", ihre Gewohnheiten und können ihre Verhaltensweisen auf manche Situationen voraussehen. Oftmals bewerten wir Menschen Situationen aus unserem eigenen Empfinden heraus und basteln das, was wir sehen und empfinden in unsere innere Landkarte. Diese besteht aus Erfahrungen, die wir gemacht haben und den Empfindungen und Emotionen die wir dabei gefühlt haben.
Daraus ergibt sich unsere Sicht auf die Welt und unsere ganz persönlichen Bewertungen. Dies bestehen im Groben aus "gut" und "schlecht" - auch wenn es dazwischen definitiv noch ganz viele feine Abstufungen gibt.
Die Wirklichkeit von Tieren
Die Wirklichkeit von Tieren wird von sehr vielen Details bestimmt: Hören, Tasten, Sehen, Riechen, Schmecken und dem Gleichgewicht. In unseren menschlichen Gehirnen werden genau dieselben Details wahrgenommen und dann gefiltert; ohne diesen Filter werden sie nicht in unser Bewusstsein vorgelassen. In unsere Wahrnehmung gelangen nur mehr stark vereinfachte Eindrücke dessen was wir ursprünglich wahrgenommen haben.
Warum haben wir Menschen so ein Filtersystem? Die große Menge an Informationen zusätzlich zu unserer Sprachfähigkeit und aller daran gekoppelten Handlungen und Möglichkeiten wäre ansonsten nicht mehr zu bewältigen.
Das bedeutet, dass wir, Katze und Mensch, zwar von außen dieselben Inputs bekommen, sich allerdings durch unser Filtersystem unterschiedliche Umgebungswahrheiten ergeben: und das erschwert uns das gegenseitige Verständnis oftmals.
"Katzen sind die rücksichtsvollsten und aufmerksamsten Gesellschafter, die man sich wünschen kann." (Pablo Picasso)
Die Biologie der Katze
Nicht nur dieses Filtersystem bereitet oftmals Probleme in der Kommunikation zwischen Katze und Mensch. Manchmal ist der Kontakt zu seiner Katze so eng, dass der Mensch vergisst, dass die Katze eine Katze und kein Mensch ist. Einer Spezies angehört, die sich als Raubtier sieht, mit allem was dazu gehört. Die Katze ist ausgestattet mit effizienten Werkzeugen die sie zu einem gefährlichen Jäger für ihre potentielle Beute macht. Krallen, Zähne, Gehör, Augen, Pfoten: alles ist ausgelegt auf die Jagd.
Katzen besitzen Krallen die sie bei Bedarf ausfahren und auch wieder einziehen können. Möglich machen das elastische Bänder. Wir Menschen besitzen keine Krallen, unsere Finger- und Fußnägel sind nicht damit vergleichbar.
Unsere Katzen haben auffällige Reiß- und Fangzähne und ihre Zähne funktionieren wie die einer Zackenschere, ganz ausgelegt Fleisch zu fressen und Stücke ab zu schlucken. Menschliche Zähne haben Kauflächen und zermahlen das Essen.
Der Organismus der Katze ist auf Fleisch ausgelegt, da die Katze ein Carnivor, also ein Fleischfresser ist und kann mit Nahrung, die wir Menschen essen, seines Zeichens Allesesser, nicht umgehen.
Eine Katze lebt im Hier und Jetzt, ist präsent in der Gegenwart, lebt den Augenblick. Wir Menschen sind mit unseren Gedanken und den damit verbundenen Gefühlen oft in der Vergangenheit oder in der Zukunft, selten in der Gegenwart.
Katzen kommunizieren mit ihren Augen, Ohren, ihrem Schwanz und ihrem gesamten Körper. Wir Menschen denken, dass wir alles was uns wichtig erscheint durch unsere Sprache und mit unseren Worten kommunizieren. Tatsächlich findet ein großer Teil davon nonverbal statt, also über unsere Körperhaltung, Bewegung, Blickkontakt usw.
Wir Menschen können Stopp sagen, wenn uns etwas zu viel wird oder für uns nicht passt, Katzen haben hierfür andere Möglichkeiten dies aus zu drücken:
Das können durchaus Verhaltensweisen sein, die uns Menschen fremd sind; und weil sie uns fremd sind, beginnen wir sie zu bewerten, in Gut und Schlecht ein zu teilen.
So ist es in der menschlichen Bewertung schlecht, wenn eine Katze faucht; von der Katze ist es allenfalls ihre Art ein klares "Stop" zu kommunizieren, bedeutet oft "du bist mir zu nahe damit fühle ich mich unwohl, geh bitte ein Stückchen zurück".
In der menschlichen Bewertung wird es oftmals als ein "Trotzverhalten" seitens der Katze gesehen, wenn sie ihren Harn außerhalb der Katzentoilette absetzt. Von seitens der Katze ist es allerdings nur ein biologischer, natürlicher und lebensnotwendiger Vorgang: eine gefüllte Blase entleeren. Warum sie das außerhalb der Katzentoilette macht, kann umfassende Gründe haben wie zum Beispiel:
medizinische Ursache wie z.B. eine Blasenentzündung
Stress mit der Partnerkatze
unvorhersehbares Verhalten der Bezugspersonen wie z.B. Strafmaßnahmen auf Grund der Unsauberkeit, welche für die Katze weder nachvollziehbar noch gerechtfertigt sind und sich weitreichend auf die Mensch-Katze-Beziehung auswirken
aufgestaute Jagdenergie
Unwohlsein und noch vieles mehr
Missverständnisse mit Katzen reduzieren
Wir tun also gut daran, uns mit den natürlichen Verhaltensweisen, den Bedürfnissen der Katze und ihren Kommunikationsmöglichkeiten zu beschäftigen. Dies sorgt für die Reduzierung von Missverständnissen, für eine stressfreie Katzenumgebung und daraus resultierend verhindert dies die Ausprägung von auffallenden Verhaltensweisen.
Denn eine Katze, deren natürliche Bedürfnisse respektiert werden (wie z.B. die Erhöhung der Anzahl der Katzentoiletten auf zumindest zwei Stück, da das Wissen vorhanden ist, dass eine Katze in der freien Wildbahn Harn und Kot nie an der selben Stelle absetzt) und ihr Umfeld so gestaltet ist, dass sie sich wohl, sicher und geborgen fühlt, wird ein treuer Begleiter sein, der seinem Menschen jeden Tag zeigen kann, dass eine Katze so viel mehr ist als ein "Freigeist, der nur macht was er möchte und seine Menschen als Personal betrachtet".
Möchtest du mehr über deine Katze erfahren, sie besser verstehen und eure Beziehung intensivieren, freue ich mich wenn du mich kontaktierst. Zum Kontaktformular